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Mehr Flüssigerdgas, weniger Emissionen

In Hamburg sollen Containerschiffe während der Liegezeit mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden. Das mobile Minikraftwerk stammt von einem Unternehmen aus Achim.

Von Ilias Subjanto

Achim. Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und das Technologieunternehmen Becker Marine Systems haben jetzt im Hamburger Hafen ein „LNG-Power-Pac“ vorgestellt: Ein mit Flüssigerdgas (LNG) betriebenes umweltfreundliches mobiles Minikraftwerk, das an Bord der Containerschiffe die Stromversorgung während der Liegezeit übernehmen soll (der WESER-KURIER berichtete). Dadurch können die Dieselmotoren abgeschaltet bleiben, mit denen Frachtschiffe ihren Bordstrom sonst im Hafen erzeugen – eine gute Nachricht in Zeiten immer strengerer Emissionsvorschriften in deutschen Häfen.

Die Besonderheit dieser Innovation: Sie wurde komplett in Achim bei Zeppelin Power Systems gefertigt. Zwar handelt es sich bei LNG ebenfalls um einen fossilen Energieträger, bei seiner Verbrennung entstehen jedoch 80 Prozent weniger Stickoxide, 100 Prozent weniger Schwefeloxide und Feinstaub sowie bis zu 15 Prozent weniger CO². Eine LNG-Füllung liefert bis zu 30 Stunden schadstoffärmere Energie. Das Power-Pac hat die Ausmaße zweier 40-Fuß-Container: Einer enthält den LNG-Tank, der andere den 1,5-Megawatt-Generator. Nach Festmachen eines Schiffes hievt eine Containerbrücke den Doppelcontainer vom Kai aufs Deck, wo er mit dem Bordnetz verbunden wird.

Auf Anfrage verweist Zeppelin direkt an Christian Becker, den Geschäftsführer von Becker Marine Systems, der gerne Auskunft gibt: "Das Aggregat im Power-Pac stammt vom Motorenhersteller Caterpillar, dem Vertriebspartner von Zeppelin." Becker preist die Zuverlässigkeit und Flexibilität des 60 Tonnen schweren Generators, der auch schon in einem früheren Projekt von Becker Marine Systems zum Einsatz gekommen war: die LNG-Hybrid-Barge, einem Schiff ohne eigenen Antrieb, das zur Stromerzeugung aus Flüssigerdgas dient. Nachdem Zeppelin die Ausschreibung für sich entscheiden konnte, sei die Entscheidung für Achim als Produktionsstandort gefallen. "Von einem anderen Zulieferer stammen die Elektroteile, ein weiterer bringt das Gasequipment, und die Herstellung findet in Achim statt", berichtet Becker.

Größere Flexibilität

Er schildert die Situation der Schiffe in der Hafenliegezeit: "Bislang mussten Schiffe zur Stromversorgung ihren Schiffsmotor laufen lassen oder ans Landstromnetz angeschlossen werden." Letzteres erfordere am Kai spezielle, für den Hafenbetreiber sehr kostspielige Landstromanschlüsse. Zudem müsse das Schiff erst umständlich in die Nähe der Anschlüsse manövriert werden. "Da ermöglicht das LNG-Power-Pac eine deutlich größere Flexibilität", erklärt der Geschäftsführer. Der Preis einer Einheit liege bei etwa 2,2 Millionen Euro. "Darüber hinaus ist für den Hafenbetreiber keine weitere Investition notwendig", betont Becker.

Bei dem in Hamburg vorgestellten Power-Pac handele es sich um einen Prototypen – bis zur Serienfertigung könne noch einige Zeit vergehen. Allerdings ist Becker zuversichtlich, sein Konzept erfolgreich auf den Markt zu bringen. Im Moment stehe er etwa in vielversprechenden Gesprächen mit Bremenports; die Hafenmanagementgesellschaft ist für die Häfen in Bremen und Bremerhaven zuständig. "In Bremerhaven benötigen nicht nur die Containerschiffe, sondern auch die Auto-Carrier eine Stromversorgung." Dies sei ein ideales Einsatzgebiet für sein Power-Pac.

Sollte es bei Bremenports zu Großbestellungen kommen, sei Achim als Produktionsstandort natürlich erste Wahl. Dann werde Becker entsprechende Gespräche mit Zeppelin Power Systems führen, möglicherweise auch über eine Standorterweiterung. Erfolgreich war Becker zumindest schon in Hamburg. Dort war der Prototyp in den vergangenen Wochen am Burchardkai mehrfach erfolgreich auch auf 20 000-TEU-Container-Giganten von Hapag-Lloyd getestet worden. Die Reederei kündigte an, die Power-Pacs europaweit einsetzen zu wollen.

Ilias Subjanto. Mehr Flüssigerdgas, weniger Emissionen. Achimer Kurier vom 24.08.2018