Nationaler Aktionsplan Klimafreundliche Schifffahrt soll Deutschlands Fahrplan der maritimen Energiewende werden. Pioniere der Branche demonstrieren durch vielfältige Praxisbeispiele, wie die maritime Transformation gelingen kann.
Die NOW GmbH hatte zum fünften Zero Emission Shipping Symposium (ZESS) am 10.10.2023 nach Hamburg eingeladen, diesmal gemeinsam mit der Maritimen Plattform.
Nach der Begrüßung durch den CEO der NOW GmbH, Kurt-Christoph von Knobelsdorff, und Rolf Stiefel, den Vorstandsvorsitzenden der Maritimen Plattform e. V., kündigte Staatssekretärin Susanne Henckel vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr zur Eröffnung des Symposiums an, dass ein „Nationaler Aktionsplan Klimafreundliche Schifffahrt“ als Deutschlands Fahrplan zur maritimen Energiewende und Beitrag zum Erreichen der Ziele des europäischen Green Deals aufgelegt werde. Dieser strategische Rahmen werde in einem breiten Beteiligungsprozess mit den Stakeholdern erarbeitet. Der Aktionsplan soll eine Roadmap für den technologieübergreifenden Markthochlauf klimafreundlicher Schiffsantriebe und -kraftstoffe beinhalten und Förderprogramme sowie angewandte Forschung bündeln und weiterentwickeln. Der Aktionsplan soll die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen See- und Binnenschiffssektors stärken und die internationalen Aktivitäten auf ZKR-, EU- und IMO-Ebene flankieren.
Im Anschluss wurden erste Ergebnisse einer von der NOW GmbH in Auftrag gegebenen Potenzialstudie zu Bunkerinfrastrukturen vorgestellt. Des Weiteren präsentierten Pioniere der Branche erfolgreiche Praxisbeispiele für alternative Kraftstoffe und Technologien und stellten sich den Fragen des Auditoriums. „Gemeinsam auf dem Transformationspfad für eine klimafreundliche Schifffahrt“, „Strategiepfad LNG to Zero Emission: Brückentechnologie oder Stranded Asset?“ und die „Förderung alternativer Schiffsantriebe und -kraftstoffe“ waren das Thema zweier moderierter Diskussionsrunden.
Maritime Branche bekennt sich mit vielfältigen Alternativen zu den IMO-Klimaschutzzielen
Die Richtung ist auf weltweiter und europäischer Ebene vorgegeben: Die Schifffahrt soll durch den Umstieg auf alternative Antriebssysteme und nachhaltige Kraftstoffe bis 2050 klimaneutral werden. Dabei bedarf es je nach Anforderungen an die Fracht- und Passagierschiffe der Technologieoffenheit für die Alternativen zu herkömmlichen Schiffsantrieben und -kraftstoffen. Die Pioniere der klimafreundlichen Schifffahrt demonstrierten auf dem ZESS anhand von Praxisbeispielen, wie die Transformation zur Klimaneutralität gelingen kann.
Die Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Susanne Henckel, eröffnete das ZESS und betonte die Unterstützung der Bunderegierung für eine klimafreundliche Schifffahrt: „Im Juli haben die Staaten auch aufgrund des Engagements des BMDV auf internationaler Ebene beschlossen, die Seeschifffahrt bis 2050 klimaneutral zu machen und konnten das auch mit ambitionierten Zwischenzielen unterlegen. Das ist insbesondere mit Blick auf die diversen nationalen Interessen ein Riesenerfolg, der auch auf den Einsatz Deutschlands und der EU zurückzuführen ist. Nun gilt es, die Ziele in strategische Maßnahmen und Handlungsfelder auf nationaler Ebene zu überführen und mit Leben zu füllen. Wir werden dazu noch in diesem Jahr die Abstimmung für einen Nationalen Aktionsplan starten.“
NOW-CEO Kurt-Christoph von Knobelsdorff: „Der Bedarf nach einem technologieoffenen Gesamtkonzept für nachhaltige alternative Antriebe und Kraftstoff-Infrastrukturen ist sehr hoch und die maritime Wirtschaft hat ihre Bereitschaft hier mutig voranzugehen schon unter Beweis gestellt. Nun wird diese Innovationskraft in eine politische Strategie gegossen. Ich freue mich, dass die NOW GmbH hier mit ihrer Expertise für klimafreundliche Mobilität unterstützen kann.“
Rolf Stiefel, Vorsitzender des Vorstands der Maritimen Plattform: „Die rund einhundert nationalen und internationalen Mitglieder der Maritimen Plattform aus Unternehmen, Häfen, Verbänden und Initiativen arbeiten täglich am Wandel der Schifffahrt hin zu weniger Emissionen und mehr Klimaschutz. Für die unterschiedlichen Schifffahrtssegmente – von der Binnenschifffahrt hin zum Interkontinentalenseetransport – entstehen derzeit verschiedene angepasste Lösungen, um diese Umweltziele zu erreichen. Die politischen Rahmenbedingungen, um eine schnelle Umsetzung und Bereitstellung der erforderlichen Infrastruktur von der Bebunkerung der Schiffe bis hin zu Elektro-Landanschlüssen und den genehmigungsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen sind hier von zentraler Bedeutung.“
Unterstützung der Schifffahrt durch Förderprogramme der Bundesregierung zum Netto-Null-Emissionsziel
Richtlinien zur Förderung der nachhaltigen Modernisierung von Küsten- und Binnenschiffen: Das BMDV hat für beide Bereiche Förderprogramme für technologieübergreifende Investitionen zur Flottenmodernisierung entwickelt, um einen Beitrag zur Luftreinhaltung und zum Klimaschutz zu leisten.
Förderprogramm BordstromTech: Das BMDV unterstützt die Nutzung innovativer Technologien zur umweltfreundlichen Bordstrom- und mobilen Landstromversorgung von See- und Binnenschiffen.
Nationales Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP): Die Entwicklung und Demonstration von Brennstoffzellen im maritimen Einsatz wird sowohl in der Binnen- als auch in der Seeschifffahrt unterstützt.
Förderprogramm Elektromobilität: Erste Plug-In-Hybrid- und vollelektrische Ausflugsschiffe und Hafenfähren im kommunalen Einsatz wurden bereits umgesetzt. Auch erste Investitionen in LNG als Brückenkraftstoff für Seeschiffe erfolgten auf Basis der Förderung durch das BMDV.
Förderaufruf für die Entwicklung klimafreundlicher maritimer Kraftstoffe: Das BMDV hat im Rahmen der Förderrichtlinie für die Entwicklung regenerativer Kraftstoffe einen Förderaufruf für die Entwicklung klimafreundlicher maritimer Kraftstoffe veröffentlicht. Die Einreichungen werden derzeit ausgewertet.
Stakeholder-Beteiligung als Schlüssel zum Nationalen Aktionsplan Klimafreundliche Schifffahrt
Das 5. ZESS hat bewiesen, dass die maritime Branche und die Politik stark bereit sind für vielfältige Möglichkeiten, die Chancen und Herausforderungen einer klimafreundlichen Transformation der Schifffahrt erfolgreich anzugehen. Die Branche hat ihren großen Bedarf artikuliert, sich untereinander und mit der Politik auszutauschen. Dr. Christopher Stanik, Teamleiter für Maritime Anwendungen der NOW GmbH, ein positives Fazit und lieferte Impulse für kommende Aufgaben.
Fotos: ©️ Franz Josef, Berlin
Foto 1: Internationales Maritimes Museum Hamburg
Foto 2: Kurt-Christoph von Knobelsdorff, CEO der NOW GmbH
Foto 3: Susanne Henckel, StS im BMDV
Foto 4: Rolf Stiefel, Vorsitzender des Vorstands der Maritimen Plattform
Foto 5: Reger Austausch und Netzwerken