Der Schiffstreibstoff LNG und das Thema maritime Nachhaltigkeit sind in Deutschland angekommen. In den letzten vier Jahren hat sich einiges auf unseren Gewässern getan: So kann man heute auf den LNG-betriebenen Fähren der Reederei AG Ems von Emden nach Borkum und von Cuxhaven nach Helgoland reisen. Im letzten Jahr hat das weltweit erste für die Nutzung von LNG umgerüstete Containerschiff „Wes Amelie“ der Wessels Reederei seinen Betrieb aufgenommen. Seit 2015 ist die LNG Hybrid Barge „Hummel“ im Einsatz, um Kreuzfahrtschiffe im Hamburger Hafen während ihrer Liegezeit mit Strom zu versorgen.
Für die Zukunft ist sogar noch mehr geplant: Derzeit werden für den AIDA- Mutterkonzern Carnival Corporation sieben LNG-Kreuzfahrtschiffe gebaut, zwei davon für AIDA. Im letzten Jahr orderte die französische Reederei CMA CGM neun LNG-Containerschiffe der größten Klasse. Bereits zuvor hat Nordic Hamburg Shipmanagement vier, durch die EU-geförderte LNG-Schiffe bestellt. Der Volkswagenkonzern will zwei LNG-Autotransporter chartern. Besondere Aufmerksamkeit hat das ambitionierte Projekt von German LNG Terminal, einem Joint Venture der beiden niederländischen Unternehmen Gasunie und Vopak sowie des Hamburger Unternehmens Oiltanking, erhalten: Die drei Unternehmen planen, gemeinsam ein Import- und Small-Scale-LNG-Terminal in Brunsbüttel zu bauen und zu betreiben.
Diese mutigen unternehmerischen Entscheidungen haben bewiesen, dass die maritime Nachhaltigkeit in der Branche angekommen ist – auch weil sie auf die sich verschärfende internationale Emissionsregulierung der IMO reagieren muss. Gleichzeitig hat die nationale Politik die Bedeutung von LNG für eine saubere Schifffahrt erkannt und in der letzten Legislaturperiode mit der LNG-Förderrichtlinie ein wichtiges Instrument vorgelegt, um den Bau von LNG-betriebenen Schiffen bzw. den Schiffsumbau finanziell zu fördern und damit der Nachfrage nach LNG mehr Schubkraft zu verleihen.
Angesichts der infolge des Diesel-Skandals intensiver geführten öffentlichen Debatte über die Luftqualität in Deutschland, gerade in Hafenstädten und entlang des Rheins, verwundert es nicht, dass sich die Bundesregierung auch für die nächsten Jahre einiges vorgenommen hat: So soll nicht nur LNG als umweltfreundlicher Schiffsantrieb verstärkt gefördert, sondern vor allem auch Deutschland zu einem Standort für LNG-Infrastruktur gemacht und ein einheitliches Genehmigungsmanagement für die LNG-Betankung in deutschen Häfen vorangetrieben werden.
Dies sind richtige Akzente, denn immer noch ist die Nachfrage nach LNG in Deutschland zu gering. Die Förderung des entsprechenden Schiffsneu- und -umbaus muss verstetigt werden. Gleichzeitig wird es bei einer verstärkten Nachfrage nach LNG unabdingbar werden, dass eine LNG-Betankungsinfrastruktur aufgebaut wird, da die derzeit vereinzelt durchgeführten Truck-to-Ship-Betankungen dann nicht mehr ausreichend sein werden. Dies wird entscheidend durch den Bau eines LNG-Importterminals unterstützt, da das LNG dann schneller und vor allem auch billiger zu den Kunden transportiert werden kann. Schlussendlich wird man auch nicht umhinkommen, ein einheitliches Genehmigungsmanagement von LNG-Betankungen in deutschen See- und Binnenhäfen auf den Weg zu bringen. Dass in jedem deutschen Hafen eine andere Rechtsanwendung zum Tragen kommen kann, stellt immer noch eine erhebliche Hürde dar.
Nach ersten positiven Entwicklungen bleibt also noch einiges in Deutschland zu tun, um die maritime Nachhaltigkeit durch die Nutzung von LNG als emissionsarmen Schiffstreibstoff zu verbessern. Die Regierung hat dies erkannt und richtige Lösungsansätze in ihrem Koalitionsvertrag benannt. Nun gilt es, diese konsequent und im Schulterschluss mit der maritimen Branche umzusetzen.
Deutschland auf dem Weg in die maritime Nachhaltigkeit
Das gesamte Themenheft „Mobilität – CNG & LNG & erneuerbare Gase für einen klimafreundlichen Verkehrssektor“ steht hier zum Download bereit:
https://www.wvgw.de/dyn_pdf/kompakt_mobilitaet/